Was wir aus hundert Jahren Schweizer Finanzmarktgeschichte lernen
Geschichte ist der beste Lehrmeister. Das trifft auch auf die Schweizer Finanzmärkte zu. Sechs einfache Erkenntnisse für Anleger lassen sich daraus ableiten.
Aus der Geschichte unserer Finanzmärkte kann viel gelernt werden, um auf Dauer erfolgreicher zu investieren. Sechs Aussagen zu Schweizer Anlagen lassen sich aus über hundert Jahren Finanzmarktrenditen ableiten:
1. Finanzmärkte sind voller Fata Morganas
Die Nominalillusion ist die Mutter aller Fata Morganas. Ihre wichtigsten Tricks, mit denen Sie Anleger täuscht, sind Wechselkurse, Inflation und Kapitalmarktrenditen. Wer sie durchschaut, investiert auf Dauer erfolgreicher.
2. Die realen Renditen von Schweizer Aktien und Anleihen sind deutlich besser als ihr Ruf
Nominell wären tausend Schweizer Franken, im Jahr 1900 in Schweizer Aktien investiert, bis heute auf knapp zwei Millionen Franken angewachsen. Das entsprach einer durchschnittlichen Jahresperformance von 6.7%. Um Inflation bereinigt, bleibt immer noch eine stolze Realrendite p.a. von 4.5% - mehr als der Weltmarkt.
3. Schweizer Aktien zählen historisch zu den fünf besten Aktienmärkten der Welt
Um nicht „Äpfel mit Birnen zu vergleichen“, sollte die Performance von Schweizer Aktien noch in eine Vergleichswährung, wie den US Dollar, umgerechnet werden. Denn, die in US Dollar (oder auch Euro) konvertierte Performance Schweizer Anleger macht den oft unterschätzten Mehrwert zusätzlicher Kaufkraft im Ausland sichtbar. Hätte die Schweiz nicht die exportstarke Pharmaindustrie, so würde ein grosses Leistungsbilanzdefizit sichtbar werden. Dieses resultiert aus den zahlreichen Importen und Auslandsreisen, welche die Schweizer sich primär dank der Frankenstärke leisten können.
Aber zurück zur Performance von Schweizer Aktien. Die Betrachtung in US Dollar steigert ihre reale Performance zusätzlich, weil der Franken bis heute die stärkste Währung der Welt ist.
Gegenüber dem US Dollar hat sich der Franken jährlich um ganze 0.7% p.a. aufgewertet. Die USD-Performance Schweizer Aktien betrug somit jährlich +7.5% p.a. nominell, real +5.2% p.a.! Damit zählen Schweizer Aktien historisch zu den fünf besten Aktienmärkten der Welt! Das zeigt auch, dass der starke Franken nicht nur Fluch, sondern auch Segen ist – wie bei allem, ist es eine Frage der Perspektive.
4. Ein Grund fü̈r die Stärke des Frankens ist die Tatsache, dass die Schweiz die tiefste Inflation der Welt hat
Die Schweizer Kombination aus Preis- und Währungsstabilität ist der beste Trumpf für einen erfolgreichen Finanzmarkt. Sogar die Volatilität Schweizer Aktien liegt nur im unteren Viertel des Weltvergleiches. Trotz einem Anteil von nur 0.1% an der Weltbevölkerung (und 1% am globalen Bruttoinlandprodukt) liegt der Anteil des Schweizer Aktienmarktes an der Weltkapitalisierung bei 3%. Beredtes Zeugnis eines Erfolgsmodells!
5. Schweizer Staatsanleihen waren der versteckte Weltmeister des letzten Jahrhunderts
Sogar Schweizer Staatsanleihen entpuppen sich bei näherer Betrachtung fast als „Wundertüte“. Denn schon in Lokalwährung weisen sie historisch die beste Performance der Welt auf (nur Dänemark scheint auf den ersten Blick höher zu liegen, doch liegt das an einer Datenlücke, welche mit höherrentierenden Hypothekaranleihen gefüllt wurde). In USD konvertiert, weisen sie eine reale, historische Rendite von +3% p.a. auf.
Kurzum: sie gewinnen die Goldmedaille als „beste Staatsanleihen der Welt“. Renditejäger sind gewarnt: hohe Schwachwährungsrenditen entpuppen sich oft als Fata Morgana.
6. Jahres-Performances zeigen: Kursschwankungsrisiko nimmt mit zunehmendem Anlagehorizont ab
Stellt man die Jahres-Performances Schweizer Aktien in einer Häufigkeitsverteilung dar, so entsteht die bekannte, leicht rechts-schiefe Normalverteilung. Sie bestätigt, a) dass Aktien langfristig positive Risikoprämien zahlen und b) dass ihr Kursschwankungsrisiko mit zunehmendem Anlagehorizont abnimmt. Das längste negative Performance-Intervall Schweizer Aktien existierte übrigens von 1907 bis 1931.