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Wie wohnt die Jugend?

Credit Suisse veröffentlicht Schweizer Immobilienmonitor 2. Quartal 2021


«Wohnen in der Jugend» ist weder für die Immobilienbranche noch für die Jugend selbst ein grosses Thema. Schwindende allgemeine Zuversicht, längere Ausbildungszeiten und teure Mieten in den von den Jungen bevorzugten Stadtlagen machen das «Hotel Mama» für die grosse Mehrheit der 16- bis 25-Jährigen zur bevorzugten Wohnform. Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse lohnt sich für die Immobilienbranche die Auseinandersetzung mit den Jungen trotz begrenzter Budgets und häufiger Umzüge dennoch, denn sie greift Trends und Veränderungen frühzeitig auf wie keine andere Nachfragegruppe. Im Kommen sind neue Wohnformen wie Co-Living und Mikroapartments, die knappen Wohnraum effizient nutzen – und damit bezahlbar machen. 77 % der jungen Menschen sehen ihre Zukunft im Wohneigentum, das sie als eines ihrer Lebensziele bezeichnen. Ein Wunsch, der für immer mehr Junge jedoch ein Traum bleiben wird.

Es gibt kaum Studien oder Berichte, die sich vertieft mit der Zielgruppe der Jugendlichen auseinandersetzen. Während über das Wohnen im Alter viele Artikel und Bücher geschrieben werden, gibt es zum Thema Wohnen und Jugend auffällig wenig Publikationen. Die Jungen selbst erwähnen das Thema Wohnen in Jugendbefragungen genauso selten. Auch hier sticht der Unterschied zur Vergangenheit heraus, als die Wohnungsnot unter den Jugendlichen mitunter Auslöser von Jugendprotesten war.

Die Jugend ist in der Immobilienbranche kaum ein Thema
Für die heutige Jugend sind die Altersvorsoge oder der Klimawandel die Themen, die ihnen Sorge bereiten. Die Jungen zählen zudem zu den Hauptleidtragenden der Pandemie. Stark eingeschränkt in ihrem Freizeitverhalten, oft mit Fernunterricht konfrontiert und ihrer besten Einnahmemöglichkeiten beraubt, hat die Corona-Krise die Jugend auf eine harte Probe gestellt. Von der Finanzkrise, über die Schulden- und Eurokrise bis hin zur Klimakrise und zur jüngsten Corona-Krise ist die heutige Jugend von Krisen geprägt, was sich in einer sinkenden Lebenszuversicht der jungen Generation im Vergleich zu früher niederschlägt. Es ist kein Wunder, dass die heutige Jugend das Elternhaus in einem höheren Alter als die Vorgängergenerationen verlässt.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind später flügge
Heute wohnen die Jungen erst ab dem Alter von 25 Jahren mehrheitlich nicht mehr im Elternhaus. Ein wichtiger Erklärungsgrund dafür dürften die längeren Ausbildungszeiten sein. So ist die Maturitätsquote zwischen 2000 und 2018 von 26 % auf 41 % gestiegen. Der Einstieg in das Berufsleben erfolgt dadurch später, genauso wie die Familiengründung. Die sogenannte Postadoleszenz, also die (nicht scharf abgrenzbare) Lebensphase zwischen Jugend und Erwachsensein hat sich infolge all dieser Faktoren verlängert – zum Teil bis in die frühen Dreissiger. Die dadurch limitierten Einkommen wie auch die hohe Umzugsneigung, welche die Jugendlichen kennzeichnet, machen sie für die Wohnungsanbieter nicht gerade zur begehrten Zielgruppe.

Neben «Hotel Mama» auch Wohngemeinschaften auf dem Vormarsch
Wenn sie schliesslich das Elternhaus verlassen, zieht es die Jugendlichen bevorzugt in den urbanen Raum – wenn nicht direkt ins Zentrum, dann zumeist in dessen Agglomerationsgemeinden. Am häufigsten erfolgt gemäss den Ökonomen der Credit Suisse der Zusammenzug mit dem Partner, ein gutes Viertel wohnt alleine und rund ein Sechstel wählt die Wohngemeinschaft. Letztere erfreut sich wachsender Beliebtheit und weist gegenüber dem Jahr 2011 in allen Altersklassen merklich höhere Anteile aus – spezifisch ab dem 25. Lebensjahr, wenn die Mehrheit das Elternhaus verlässt. Bei jungen Erwachsenen um die dreissig dominiert immer mehr das Wohnen mit einem Partner (61 %) gefolgt von der Alternative des Alleinlebens (21 %). Knappe Haushaltsbudgets und hohe Mietpreise an den von den Jungen bevorzugten zentralen Wohnorten erschweren allerdings die Wohnraumsuche. Eine Möglichkeit, trotzdem zentral zu wohnen, ist der Verzicht auf Wohnfläche. Hier kommen die neuen Wohnformen ins Spiel.

Neue Wohnformen treffen den Zeitgeist junger Erwachsener
Neue Wohnformen für junge Erwachsene haben sich in den letzten Jahren als Nischen etabliert und werden von Investoren auf der Suche nach Alternativen mit Interesse aufgegriffen. Dazu zählen Studentenwohnheime, Mikroapartments und neuerdings Co-Living. Bei allen drei Wohnformen sind ein urbanes Umfeld und die effiziente Nutzung des knappen Wohnraums eine Grundkonstante. Sie sorgt dafür, dass die Angebote dank eines geringeren Flächenbedarfs pro Kopf letztlich für die Nutzer bezahlbar bleiben und für die Investoren Anreize bieten, sich diesem Segment zu widmen. Studierende sind eine stark wachsende Nachfragegruppe, weshalb Inverstoren vermehrt in Studentenwohnheime investieren. Mikroapartments sprechen nicht nur die Jungen an, indem sie unter anderem mit beweglicher Möblierung hohe Raumfunktionalitäten bieten. Der neuste Trend des Co-Living kombiniert private Kleinstwohnungen mit Gemeinschaftsflächen, was dem viel gehegten Wunsch nach Gemeinschaft optimal entspricht und dadurch ein grosses Potenzial für Junge wie auch für Junggebliebene offenbart.

Die Jungen unterliegen der Eigentumsillusion
77 % der im Jahr 2020 befragten Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren möchten eines Tages ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung besitzen. Angesichts der Tatsache, dass die Schweiz mit 36,4 % eine der tiefsten Wohneigentumsquoten der Welt aufweist, ist das Bekenntnis zum Wohneigentum der jungen Erwachsenen hierzulande eindrücklich. Für die meisten wird dieses Lebensziel unerreichbar bleiben, beurteilen die Ökonomen der Credit Suisse. Bereits heute sorgen die strikte Regulierung und die hohen Preisanstiege für markant sinkende Wohneigentumsquoten – vor allem bei den unter 50-Jährigen. Für die Generationen Y und Z bedeutet dies, dass der Traum vom Eigenheim vielfach ein Wunsch bleiben wird.

Abbildung: Rückläufige Wohneigentumsquote der jungen Erwachsenen
Veränderung der Wohneigentumsquote nach Alter 2011 bis 2017, in Prozentpunkten

Quellen: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse


Die vollständige Studie «Immobilienmonitor Schweiz 2. Quartal 2021» ist in Deutsch hier verfügbar.