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Credit Suisse Sorgenbarometer 2019: Altersvorsorge weiterhin Top-Sorge, Vertrauen in Institutionen ist deutlich gesunken

Die Credit Suisse publiziert die Ergebnisse der neusten Umfrage zu Sorgen, Vertrauen und Identität der Schweizer Stimmbevölkerung

Die Altersvorsorge bereitet den Schweizerinnen und Schweizern weiterhin am meisten Sorge, gefolgt von Gesundheit/Krankenkassen und dem Thema AusländerInnen. Die Sorge um den Umweltschutz und das Klima liegt neu auf dem vierten Rang. Dies zeigt das Credit Suisse Sorgenbarometer 2019. Eine Kombination von Reformstau und empfundener Führungslosigkeit der Exekutive schlägt sich zudem in einem deutlichen Vertrauensverlust gegenüber fast allen Schweizer Institutionen nieder.

Die Credit Suisse hat auch dieses Jahr das Forschungsinstitut gfs.bern beauftragt, die Schweizerinnen und Schweizer nach ihren Sorgen und nach wesentlichen Identitätsmerkmalen des Landes zu befragen. Die ersten drei Ränge der Schweizer Sorgenrangliste bleiben im Vergleich zum letzten Jahr unverändert: Das Thema AHV/Altersvorsorge rangiert mit 47 Prozent auf dem ersten Rang, gefolgt von der Sorge um die Gesundheit/Krankenkassen (41 Prozent) und dem Thema AusländerInnen (30 Prozent).

«Wie letztes Jahr sind die beiden grössten Sorgen des Landes konkrete innenpolitische Themen, bei denen von der Politik Lösungen erwartet wurden. Doch diese sind gemäss der Wahrnehmung des Elektorats nicht erfolgt, weshalb im Hinblick auf diese Sorgen eine gewisse Politikverdrossenheit auszumachen ist», sagt Lukas Golder, Co-Leiter von gfs.bern, welches das Credit Suisse Sorgenbarometer seit 1995 erhebt.

«Die Abnahme des Vertrauens in die politischen Akteure ist bemerkenswert und wohl auch auf die Tragweite der ungelösten Herausforderungen zurückzuführen. Die Antworten zeigen auf, wie diese dringlichen Themen zukünftig angepackt werden können: Eine deutliche Mehrheit wünscht sich einen Bundesrat, der seine Führungsrolle verstärkt wahrnimmt, ein Parlament, das tragfähige Kompromisse findet und genügend Freiräume für die Wirtschaft, der man das Finden pragmatischer Lösungen zutraut. Dies kann als klarer Auftrag an den Bundesrat und das neue Parlament für die kommende Legislatur verstanden werden», sagt Manuel Rybach, Global Head of Public Affairs and Policy der Credit Suisse.

Nachdem die Umwelt- und Klimathematik letztes Jahr unter die Top 5 der Sorgen zurückgekehrt ist, hat das Thema dieses Jahr – angetrieben von der medial sehr präsenten Debatte rund um den Klimawandel – mit einem Plus von sechs Prozentpunkten (pp) gegenüber dem Vorjahr nochmals zugelegt und liegt neu mit 29 Prozent an vierter Stelle der Sorgenrangliste. Die Sorge um Arbeitslosigkeit liegt mit 26 Prozent auf Rang fünf (+4 pp). Am meisten zugelegt hat die Sorge um die persönliche Sicherheit, die mit einem Plus von 11 Prozentpunkten neu auf Rang sechs liegt. Fragt man die Schweizerinnen und Schweizer nach dem am dringendsten zu lösenden Problem, ist die häufigste Antwort ebenfalls die AHV/Altersvorsorge (16 Prozent), gefolgt vom Thema Umweltschutz/Klimawandel (12 Prozent).

Reformstau als Gefahr für die Schweizer Identität
Das letztjährige Sorgenbarometer zeigte auf, dass das Volk Lösungen von der Politik für die dringendsten Probleme des Landes erwartet. Die Ergebnisse des diesjährigen Sorgenbarometers legen nahe, dass diese Erwartungen nicht erfüllt wurden. So sind 46 Prozent der Befragten der Meinung, die Politik von Regierung und Verwaltung versage oft in entscheidenden Dingen. Zum Vergleich: 2017 lag dieser Wert noch bei 24 Prozent. Vor allem von der Exekutive wird erwartet, wieder vermehrt Lösungen für politische Probleme zu finden. 83 Prozent meinen, «der Bundesrat muss seine Führungsrolle besser wahrnehmen» und 68 Prozent finden, «das Parlament muss wieder mehr Kompromisse suchen». Auch andere Institutionen stehen in der Kritik: Während 41 Prozent der Befragten finden, die Wirtschaft versage oft in entscheidenden Dingen, bescheinigen ihr doch 60 Prozent eine grosse Lösungskompetenz. Sie finden sogar, «die Wirtschaft findet schneller Lösungen als die Politik», doch dafür «braucht es wieder mehr Freiräume und weniger Bürokratie». Mehr als drei Viertel der Stimmberechtigten (77 Prozent) sehen dann auch «die sinkende Fähigkeit der Politik, für tragfähige Lösungen zu sorgen» als die grösste Gefahr für die Schweizer Identität, gefolgt von Problemen mit der EU (62 Prozent) und dem Reformstau generell (61 Prozent). Die Einwanderung – von 2004 bis 2016 praktisch immer an erster Stelle liegend – folgt mit 58 Prozent erst an vierter Stelle der Gefahrenliste.

Vertrauenseinbruch bei den Institutionen
Die skeptische Haltung gegenüber der Politik spiegelt sich dieses Jahr auch in der Vertrauensrangliste wider. Das Vertrauen der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in die Institutionen des Landes ist deutlich kleiner als noch letztes Jahr. Die 20 untersuchten Institutionen haben insgesamt in einem Jahr mehr als einen Viertel an Volksvertrauen verloren. Bei sechs Institutionen hat das ihnen entgegengebrachte Vertrauen gar über 20 Prozentpunkte eingebüsst: EU (–20 pp), Arbeitnehmer (–20 pp), politische Parteien (–22 pp), Arbeitgeber (–23 pp), bezahlte Zeitungen (–23 pp) und die Kirchen (–25 pp). Einzig die Polizei konnte dieses Jahr an Vertrauen dazugewinnen und ist mit 72 Prozent wiederum die vertrauenswürdigste Institution des Landes. Dahinter folgen das Bundesgericht (65 Prozent) und die Schweizerische Nationalbank (58 Prozent). Lukas Golder von gfs.bern: «Im Vergleich zum Ausland vertrauen die Schweizer ihrer politischen Exekutive aber immer noch überdurchschnittlich. 51 Prozent vertrauen dem Bundesrat (–10 pp), während das Vertrauen in die jeweilige Regierung in OECD-Ländern durchschnittlich bei 43,4 Prozent liegt.»

Digitalisierung verbessert Lebensqualität
Das Sorgenbarometer 2019 zeigt, dass die Befragten die neuen technischen Errungenschaften vor allem im Hinblick auf verbesserte Möglichkeiten am Arbeitsmarkt als durchaus positiv bewerten. Über 60 Prozent sind sehr oder eher einverstanden mit diesen Aussagen: Die neuen Technologien helfen, den «Arbeitsmarkt besser zu überblicken», sie «verbessern die Arbeitsbedingungen» und «Arbeitgeber finden einfacher Arbeitnehmer». Zudem sind 67 Prozent der Meinung, Technologie verbessere die Lebensqualität. Die viel diskutierte Angst um einen baldigen Stellenverlust aufgrund der Digitalisierung ist im Sorgenbarometer nicht auszumachen: Nur gerade 10 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass ihre Arbeitsstelle in den nächsten fünf Jahren durch einen Roboter, neue Technologie oder intelligente Software automatisiert wird. 82 Prozent halten dieses Szenario für unwahrscheinlich. Die Schweizerinnen und Schweizer sehen in den neuen Technologien aber durchaus auch Gefahren. So sind 81 Prozent der Meinung, mittels Datensammlung durch neue Technologien würde die Manipulation durch private Tech-Firmen vereinfacht und gleich viele Stimmberechtigte finden, Technologie ermögliche mehr staatliche Kontrolle. Eine Mehrheit geht zudem davon aus, die Gesellschaft werde durch neue Technologien bequem (75 Prozent) und verletzlicher (72 Prozent). Rund ein Drittel fühlt sich «vom technischen Wandel überfordert» (35 Prozent).

Mehr Anerkennung für Freiwilligenarbeit gewünscht
Der Schweizerische Gemeindeverband (SGV) hat das Jahr 2019 zum «Jahr der Milizarbeit» erklärt. Das diesjährige Sorgenbarometer widmet sich in einer Spezialauswertung dem Thema und hat die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nach Ideen und Vorschlägen gefragt, wie die Freiwilligenarbeit in der Schweiz belebt werden könnte. Insgesamt 90 Prozent des Elektorats findet, mehr öffentliche Anerkennung für Freiwilligenarbeit würde dazu beitragen. 74 Prozent denken, dass weitere obligatorische Dienste als Alternative zum Militärdienst helfen könnten, während 72 Prozent der Aussage sehr oder eher zustimmen, dass eine bessere staatlich finanzierte Ausbildung für Freiwilligenarbeit Abhilfe schaffen könnte. Die Aussage «Freiwilligenarbeit ist Privatsache und soll nicht staatlich gefördert werden» trifft hingegen mit nur 26 Prozent auf wenig Zustimmung – 66 Prozent stimmen dieser Aussage nicht zu.

Positive Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage
Die eigene wirtschaftliche Lage wird unverändert von 92 Prozent als „recht gut“, „gut“ oder sogar „sehr gut“ bezeichnet. Dies passt zu den Antworten auf die Frage, wie zufrieden die Schweizerinnen und Schweizer generell mit ihrem Leben sind. Auf einer Skala von 0 bis 10 geben 88 Prozent ihrem Leben eine Note von 5 oder höher und 39 Prozent die Note 8 und mehr. Zwar nahm der Anteil jener Personen, die in den kommenden 12 Monaten eine Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Lage erwarten, von 16 auf 12 Prozent leicht ab, der Ausblick scheint aber dennoch stabil zu sein. Wie im letzten Jahr erwarten 75 Prozent der Stimmberechtigten, dass sie ihren wirtschaftlichen Status im kommenden Jahr zumindest halten können.

Übersicht: Die wichtigsten Erkenntnisse des Credit Suisse Sorgenbarometer 2019

  1. Keine Veränderung bei den drei wichtigsten Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer: Die grösste Sorge der Schweiz ist nach wie vor die AHV/Altersvorsorge. 47 Prozent nennen dieses Thema. Welches politische Ziel ist prioritär zu behandeln? Auch da lautet die meistgenannte Antwort die AHV/Altersvorsorge.
  2. Das Thema Gesundheit/Krankenkassen liegt unverändert mit 41 Prozent auf Platz zwei der Sorgenrangliste. Dahinter folgen die AusländerInnen (30 Prozent). Mit einem Plus von sechs Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr hat die Sorge um den Umweltschutz/Klimawandel nochmals zugelegt und liegt neu mit 29 Prozent an vierter Stelle. Fragt man nach dem am dringendsten zu lösenden Problem, landet das Thema gar auf Rang zwei (12 Prozent).
  3. Am meisten zugelegt hat die Sorge um die persönliche Sicherheit, die mit einem Plus von 11 Prozentpunkten neu an sechster Stelle liegt. Die Sorge um das Thema Flüchtlinge/Asylfragen hat hingegen um 11 Prozentpunkte abgenommen und liegt neu noch auf Platz neun der Sorgenrangliste.
  4. Die Unzufriedenheit der Stimmberechtigten mit der Politik nimmt zu: 46 Prozent finden, die Politik von Regierung und Verwaltung versage oft in entscheidenden Dingen und deutliche 83 Prozent meinen, «der Bundesrat muss seine Führungsrolle besser wahrnehmen». Zudem wird die sinkende Fähigkeit der Politik, für tragfähige Lösungen zu sorgen, als die grösste Gefahr für die Schweizer Identität angesehen (77 Prozent).
  5. Vertrauenseinbruch bei den Institutionen: Fast sämtliche Schweizer Institutionen haben an Vertrauen eingebüsst. Die EU (–20 pp), Arbeitnehmer (–20 pp), politischen Parteien (–22 pp), Arbeitgeber (–23 pp), bezahlte Zeitungen (–23 pp) und die Kirchen (–25 pp) verlieren allesamt deutlich. Einzig die Polizei konnte an Vertrauen zulegen und ist mit 72 Prozent wiederum die vertrauenswürdigste Institution des Landes.
  6. Der fortschreitenden Digitalisierung sehen die Schweizerinnen und Schweizer gelassen entgegen: Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und auf die Stellensuche werden als positiv beurteilt, 67 Prozent sind der Meinung, Technologie verbessere generell die Lebensqualität. Allerdings ist man sich auch den Gefahren bewusst: 81 Prozent sind der Meinung, mittels Datensammlung durch neue Technologien würde die Manipulation durch private Tech-Firmen vereinfacht und Technologie ermögliche mehr staatliche Kontrolle.
  7. Die Spezialauswertung zum «Jahr der Milizarbeit» zeigt: Insgesamt 90 Prozent des Elektorats findet, mehr öffentliche Anerkennung würde dazu beitragen, die Freiwilligenarbeit in der Schweiz zu beleben. 74 Prozent denken, dass weitere obligatorische Dienste als Alternative zum Militärdienst helfen könnten, und 72 Prozent sprechen sich für eine staatlich finanzierte Ausbildung für Freiwilligenarbeit aus.
  8. Die eigene wirtschaftliche Lage wird unverändert von 92 Prozent als „recht“, „gut“ oder sogar „sehr gut“ bezeichnet. Dies passt zu den Antworten auf die Frage, wie zufrieden die Befragten mit ihrem Leben sind. Auf einer Skala von 0 bis 10 geben 88 Prozent ihrem Leben eine Note von 5 oder höher und 39 Prozent die Note 8 und mehr.

Credit Suisse Sorgenbarometer: repräsentative Umfrage
Welches sind die grössten Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer? Und wie steht es um das Vertrauen in die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft? Diesen Fragen geht die Credit Suisse seit nunmehr 43 Jahren in ihrer jährlichen Sorgenbarometer-Umfrage nach. Mit dem Sorgenbarometer will die Credit Suisse einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen leisten. Im Jahr 2019 befragte das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der Credit Suisse 2‘495 Stimmberechtigte in der ganzen Schweiz zwischen dem 10. Juli und 5. August. Der statistische Stichprobenfehler liegt bei ±2,0 Prozentpunkten.

Im Bulletin Nummer 4/2019 der Credit Suisse findet sich ein ausführliches Dossier mit Resultaten, Infografiken und Interpretationen: www.credit-suisse.com/bulletin

Die detaillierten Auswertungen der Studie, inklusive Infografiken, finden Sie unter: www.credit-suisse.com/sorgenbarometer

Bitte nutzen Sie bei der Verwendung der Resultate jeweils den Begriff «Credit Suisse Sorgenbarometer».