Die Bedeutung des Vermögens: zehn Jahre der Veränderung
Gemäss dem diesjährigen Global wealth report der Credit Suisse nimmt das weltweite Vermögen der privaten Haushalte weiter zu. Mit USD 360 Bio. ist es heute 70 % höher als vor zehn Jahren.
Die Credit Suisse analysiert und beobachtet seit einem Jahrzehnt intensiv Daten zur globalen Vermögensentwicklung. Die Betrachtung der Vermögen privater Haushalte in den einzelnen Regionen und Vermögensklassen gestattet uns eine Einschätzung der wirtschaftlichen Dynamik einzelner Länder und des Zustands der Weltwirtschaft. Sie verrät uns, wie sich die Verteilung des weltweiten Vermögens verändert. Und wenn wir die Vermögensdaten auf unterschiedliche Weise analysieren, lässt sich die Situation einiger wichtiger Untergruppen untersuchen: Millionäre, Frauen und Millennials.
Global wealth report 2019: Jahresrückblick [EN]
Der Aufstieg der Schwellenländer
Seitdem wir die Daten untersuchen, haben wir viele bedeutende Veränderungen beobachtet. Wir leben heute in einer multipolaren Welt, in der die Macht nicht mehr in den Händen einer einzigen Supermacht konzentriert ist und einzelne Schwellenländer zu den Industrieländern aufschliessen.
Betrachtet man beispielsweise die Vermögensdaten der Privathaushalte in Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum (ohne China und Indien) im Zeitablauf, so ist ihr Anteil am globalen Vermögen seit dem Jahr 2000 von 92 % auf 75 % gesunken. Hier zeigen die Daten das Ausmass des enormen Wandels der Vermögensbildung zugunsten von Schwellenländern wie China und Indien.
Finanzkrise markierte einen Wendepunkt
Die frühen 2000er Jahre markierten ein goldenes Zeitalter der Vermögensbildung, unabhängig von geografischen Grenzen. Die Menschen in den Schwellenländern waren für einen erheblichen Teil des weltweiten Vermögenswachstums verantwortlich – diese Entwicklung wirkte auch sozial integrativ, da alle Stufen der Vermögenspyramide davon profitierten.
Schliesslich markierte die globale Finanzkrise einen Wendepunkt in der Geschichte der Vermögensbildung. Seit 2008 machen Schwellenländer einschliesslich China zwei Drittel des realen Vermögenszuwachses aus. Die «neue Welt» übernimmt die Rolle des Motors für den globalen Fortschritt, während der Einfluss der «alten Welt» nachlässt. Dieser Trend scheint sich in den letzten zehn Jahren etabliert zu haben und wird das Bild des weltweiten Vermögens der privaten Haushalte in den kommenden Jahren prägen.
Vermögen fördert Unternehmertum
Warum ist das Vermögen der privaten Haushalte von Bedeutung? Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen dem Vermögen sowie den Aussichten und Chancen in einem Land. Vermögen ermöglicht es den Bürgern, in der Maslowschen Bedürfnispyramide weiter nach oben zu gelangen. Wenn die Grundbedürfnisse wie Nahrung und Unterkunft einmal befriedigt sind, können die Menschen abstraktere Ziele und Selbstverwirklichung anstreben – beispielsweise eine unternehmerische Tätigkeit. Hier kann Vermögen entweder direkt oder als Kreditsicherheit eingesetzt werden.
In Ländern mit geringerem Vermögensniveau ist dies unter Umständen schwerer umsetzbar: Möglicherweise gibt es weniger Geschäftsmöglichkeiten und einen begrenzten Zugang zu dem Investitionskapital, das ein junges Unternehmen benötigt, um zu wachsen. Die Anzahl an Millionären in der Bevölkerung ist ein guter Indikator dafür, ob ein Land ein attraktives Umfeld für Unternehmer bietet. In den USA gibt es beispielsweise seit dem letzten Jahr 675'000 neue Millionäre – das ist über die Hälfte des weltweiten Anstiegs. Damit liegt das Land in diesem Bereich an der Spitze.
Vermögen ist für die Wirtschaft und Privatpersonen unverzichtbar
Technisch gesehen lässt sich Vermögen an Ihrem Nettovermögen messen, berechnet durch Addition des Wertes Ihrer finanziellen Vermögenswerte (wie Ihres Aktienportfolios) mit Ihren realen Vermögenswerten (wie dem Haus, das Sie besitzen) und abzüglich Ihrer Schulden (z. B. Kreditkarten und Autofinanzierung). Vermögen kann darüber hinaus als Stossdämpfer fungieren und die Auswirkungen von plötzlich auftretenden Krankheiten, dem Verlust des Arbeitsplatzes oder gar einer Naturkatastrophe abfedern. Ohne Vermögen kann man buchstäblich seiner Umwelt schutzlos ausgeliefert sein.