Die Gesellschaft von morgen
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Die Gesellschaft von morgen

Anstatt uns davor zu fürchten, dass Roboter uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen, sollten wir uns lieber fragen, welche Jobs die Maschinen in der näheren Zukunft noch nicht ausführen können. Oder anders gefragt: Welche Fähigkeiten brauchen wir, um eine Beschäftigung zu erhalten? Allem Anschein nach sind das Vorstellungskraft und Kreativität.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass Roboter monotone Aufgaben in der Automontage, Ernte und Verpackung übernehmen. Sie kennen weder Müdigkeit noch Langeweile und sind zudem präziser und schneller, wenn es darum geht, grosse Datenmengen zu sammeln und zu verarbeiten. Durch letztere Eigenschaft sind sie dem Menschen zum Beispiel überlegen, wenn es um medizinische Diagnosen auf Basis von Bildverarbeitung geht. Dieser Durchbruch eröffnet neue Möglichkeiten, Robotern nicht nur Jobs von ungelernten Arbeitskräften zu überlassen, sondern auch solche, die zuvor eine mehrjährige Ausbildung erforderten – etwa an einer medizinischen Hochschule.

Verlagerung von Arbeitsplätzen

Die Dynamik auf dem Markt für Industrieroboter lässt zwar manchen vermuten, dass uns Massenarbeitslosigkeit droht, doch die Geschichte deutet auf eine gegenteilige Entwicklung hin. Schliesslich hat die Industrialisierung neue Jobs und Einkommensquellen geschaffen. Dies kam sämtlichen Gesellschaftsschichten zugute, wenn auch nicht allen im selben Masse.

Welche Veränderungen stehen dem Arbeitsmarkt in den kommenden Jahrzehnten bevor? Für die Landwirtschaft, ungelernte monotone Tätigkeiten sowie Büroarbeit und die Bedienung von Ausrüstung und Maschinen werden künftig weniger Menschen gebraucht. Unser Technology Supertrend deutet auch für einige Sektoren ausserhalb der Industrie auf stärkere Automatisierung hin, etwa für den Einzelhandel, das Transportwesen oder in Zusammenhang mit Smart-Home-Lösungen. Attraktiv erscheinen die Perspektiven für IT-Spezialisten, Techniker und für bestimmte akademische Berufe, insbesondere solche, die eine Kombination von technischem Wissen und sozialen oder organisatorischen Kompetenzen erfordern.

Roboter sprengen ihre Ketten

Welche anderen Fähigkeiten halten uns in Arbeit? Was sollten wir unseren Kindern beibringen, wenn wir sicherstellen wollen, dass ihre Fähigkeiten auf dem Stellenmarkt der Zukunft gefragt sind? Unsere Welt im Wandel verlangt von uns Kreativität und Anpassungsfähigkeit und nicht etwa die Fähigkeit, festen Regeln und Anweisungen zu folgen. Letzteres ist bei den Robotern in guten Händen. Wir dagegen sollten in unseren Bildungssystemen klar auf die Vorstellungskraft setzen.

Gesellschaft 5.0 oder die Gesellschaft der Vorstellungskraft

Der Trend wird zum Mainstream. Der japanische Unternehmerverband Keidanren hat die möglichen Folgen der digitalen Transformation untersucht. Er ist überzeugt, dass wir proaktiv vorgehen müssen, um die Welt von morgen zu gestalten. Vorstellungskraft und Kreativität sind unerlässlich, so unerlässlich sogar, dass Keidaren der kommenden Generation den Namen «Imaginationsgesellschaft» gegeben haben. Auch die japanische Regierung stellt sich hinter diese Idee. Sie hofft, dass eine Imaginationsgesellschaft zu schöpferischen Innovationen wie zum Beispiel effizienten Transportsystemen oder mobilen Lösungen für eine bessere Gesundheitsvorsorge beitragen möge. Diese Innovationen sollen die Menschen von gegenwärtigen Zwängen befreien und es ihnen ermöglichen, ihre individuellen Lebensentwürfe umzusetzen.

Die Gesellschaft von morgen

Die Zeit wird zeigen, ob diese Utopie einmal Wirklichkeit wird. Doch schon heute hilft die Technologie uns, Zeit zu sparen. Wir müssen nur bereit sein, sie zur Schaffung kreativer Lösungen einzusetzen, die dazu beitragen, eine neue, emanzipierte Gesellschaft zu formen. Keidanren bringt es auf den Punkt: «Wir müssen uns darüber klarwerden, welche Gesellschaft wir erschaffen möchten – nicht vorherzusagen versuchen, welche Gesellschaft auf uns zukommt.»