Sharing Economy und Finanzen
Die Jugendlichen sparen durch Teilen, träumen von Immobilien und leiden unter finanziellen Belastungen. Die Sharing Economy ist bei den Jugendlichen sehr beliebt. Hierfür gibt es ökonomische Gründe, aber auch ideologische, ist ein nachhaltiger Umgang mit vorhanden Ressourcen ein wichtiges Anliegen der Millennials.
Ein Schwerpunkt des Credit Suisse Jugendbarometers 2018 ist die Sharing Economy, bekannt unter der Chiffre «Teilen statt besitzen». Dieses ökonomische Modell ist bei den Befragten sehr beliebt, es wird mit den Noten 6,7 bis 7,1 bewertet (von 10).
Was macht es so populär? Ein Treiber der Sharing Economy könnte die finanziell angespannte Lage der Jugendlichen sein. Sehr hohe Zustimmung erhalten denn auch die Aussagen «Teilen spart Geld» und «Durch Teilen kann ich Dinge kaufen, die ich mir sonst nicht leisten könnte» – dieser Grundgedanke prägte schon die Wohngemeinschaften der 1970er Jahre, aber dank technischen Mitteln können heute vielerlei Güter mit Unbekannten einfach und sicher geteilt werden – etwa Fahrräder, Ferienwohnungen und -häuser, Arbeitsplätze, Kredite (Crowdfunding) oder Autos.
«Millennials sind in engem Kontakt mit der Technik aufgewachsen und an die Idee des ‹shared content› gewöhnt», sagt die Jugendforscherin Giulia Ranzini von der Freien Universität Amsterdam. «Dadurch pflegen die Jugendlichen einen grundsätzlich anderen Umgang mit dem Eigentum.» Die Idee, man könnte beispielsweise digitale Musik besitzen, sei für einen 19-Jährigen absurd, so die Expertin.
Interessanterweise ersetzt das Sharing-Konzept keineswegs den Besitz als Statussymbol, eine Mehrheit der Jugendlichen möchte nach wie vor wertvolle Dinge für sich allein haben. Fazit: Das Teilen bringt mehr Möglichkeiten. Aber der Wunsch nach Besitz hat auch bei dieser Generation einen hohen Stellenwert.
Ein Klassiker des Jugendbarometers ist das Gedankenspiel, was die Befragten mit einem grösseren geschenkten Geldbetrag machen würden. Ins Bild einer neuen, ernsthaften Jugend passt, dass sie in allen Ländern circa einen Viertel auf das Sparkonto legen würde, am meisten in der Schweiz (27%). Weitere rund 10% werden für schwierige Zeiten und nochmals rund 10% für den Hauskauf zurückgelegt. Neben kleineren Auslagen für Ferien oder Auto würden die Jugendlichen dieses Jahr erstmals einen Teil in Kryptowährungen anlegen.
Das Bild einer gewissenhaften Generation erhärtet sich bei weiteren Aussagen zu Finanzfragen. Eine überwältigende Mehrheit möchte ein Eigenheim: Schweiz 84%, USA 90%, Brasilien 94%, Singapur 92%. Um dieses Ziel zu erreichen, scheinen Aktien ein beliebtes Anlagevehikel zu sein. Bei rund einem Viertel der Befragten geniessen ausserdem Spenden eine hohe Priorität.
Man könnte zum Schluss kommen, die befragten jungen Menschen durchlebten eine Art «Jugend ohne Kindheit»: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist rau, und in Geldangelegenheiten dominieren Vernunft und Knappheit. Rund die Hälfte der Jugendlichen (59% in den USA, 46% in Brasilien und 48% in Singapur), die finanzielle Verpflichtungen wie Hypotheken besitzen, empfinden diese als belastend. In der Schweiz sind es 39%.