Roger Federer: «Mein Fitnesstrainer ist das Geheimnis meines Erfolges»
Beim Training setzt Roger Federer kaum auf Technologie. Ganz anders dagegen in seiner Freiheit. Hier ist er einer gelegentlichen Partie E-Tennis nicht abgeneigt.
Zu welchen Methoden greifen Sie, um sich nach einem anstrengenden Turnier zu erholen?
Erholung ist tatsächlich eines der Erfolgsgeheimnisse im Sport. Alle sind ständig auf der Suche nach dem nächsten grossen Ding, um so schnell wie möglich zu regenerieren. Als ich Rückenschmerzen hatte, habe ich Yoga ausprobiert. Wenn man viel unterwegs ist, wird es allerdings schwierig, die dazu nötige Routine aufrechtzuerhalten. Ich mache viele Core- und Mobilisierungsübungen. Vor allem am Morgen. Sie helfen mir, wach zu werden und auf die Beine zu kommen. Ausserdem setze ich auf ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung, Stretching und Massagen.
Spielt Technologie bei der Erholung oder in den Trainingseinheiten eine Rolle?
Für viele Spieler ganz bestimmt. Ich selber setze jedoch mehr auf den Faktor Mensch. Das Geheimnis meiner Beständigkeit und meines Erfolges ist mein Fitnesstrainer Pierre Paganini, den ich seit meinem 14. Lebensjahr kenne. Wir arbeiten schon fast 25 Jahre zusammen. Pierre kennt nicht nur meinen Körper in- und auswendig, sondern auch mich als Person. Er weiss, wann ich fit bin und wann müde, er weiss, wann ich eine Pause brauche und wann er mich weiter pushen kann. Pierre braucht keine Tests mit mir zu machen – er hat einfach im Gefühl, in welcher Form ich bin. Ich denke, damit habe ich einen grossen Vorteil gegenüber manch einem anderen Spieler, der seinen Fitnesstrainer von Zeit zu Zeit wechselt.
Roger Federer on e-sports (EN)
Und trotzdem ist Technologie heute wichtig, wenn man als Tennisspieler erfolgreich sein will.
Ja, und sie wird immer wichtiger. Schauen Sie sich nur mal die enormen Mengen an Daten, die man zu den Eigenheiten und besonderen Tendenzen der Spieler anhäufen kann. Es gibt da draussen jede Menge Statistiken. Nicht zu vergessen natürlich die Schläger- und Bespannungstechnologie. Ich stehe in ständigem Austausch mit Wilson, um herauszufinden, welches das beste Racket und die beste Technologie ist. Die Trainer nutzen verschiedene technologieunterstützte Methoden, um unsere Spiele zu analysieren. Daher, ja, Technologie ist heutzutage definitiv ein wichtiger Faktor, um dem Erfolg auf die Sprünge zu helfen.
Wie hat Technologie das Tennis an sich verändert?
Einige der augenfälligsten Veränderungen fanden auf dem Spielfeld statt. Durch den Einsatz des Hawk-Eye kann man verlangen, dass die Entscheidung des Schieds- oder Linienrichters am Bildschirm überprüft wird. Das hat mir womöglich sogar zum Sieg bei den Australian Open verholfen. Dann gibt es die Shot Clock, die sicherstellt, dass die Spieler sich beim Aufschlag nicht zu viel Zeit lassen, dadurch den Gegner irritieren und das Match verzögern. Und schauen Sie nur, wie die Leute heute Sport konsumieren: auf Streaming-Geräten und auf ihrem Smartphone … Es gab mal eine Zeit, als man sich Sport am Radio anhörte – heute kann man per Super-Slow-Motion jede Szene nach Belieben Revue passieren lassen. Die Dinge haben sich also stark geändert, definitiv zum Besseren, wie ich meine. Es ist heute spannender für die Zuschauer. Der Sport hat dadurch weltweit an Popularität gewonnen und Auftrieb erhalten.