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Standort Zug: Top, aber der Vorsprung schrumpft

Der Kanton Zug ist erfolgreich. Gemäss der Regionalstudie Zug der Credit Suisse dürfte der Vorteil der tiefen Unternehmenssteuern aber in den nächsten Jahren schwinden, da Konkurrenzstandorte aufholen. Zudem ist der Finanzhaushalt defizitär. Der Kanton Zug zehrt von den Reserven und steht vor weiteren Herausforderungen.

Höchst attraktiv – aber die Konkurrenz lauert

Der Kanton Zug bietet Unternehmen viel – seit Jahren behauptet er sich an der Spitze des Standortqualitätsrankings der Credit Suisse. Auf der Rangliste der 110 Schweizer Wirtschaftsregionen liegen die beiden Zuger Wirtschaftsregionen ebenfalls weit vorne: Die Region Lorzenebene/Ennetsee positioniert sich auf Rang 2 hinter der Stadt Zürich, die Region Zuger Berggemeinden auf Rang 9. Die hohe Attraktivität des Kantons Zug zeigt sich in allen Dimensionen des Standortqualitätsindikators (SQI) der Credit Suisse: Die Steuerbelastung für Privatpersonen und Unternehmen ist niedrig, die Verfügbarkeit von Fachkräften und Hochqualifizierten hoch und die Erreichbarkeit dank kurzen Wegen in die Ballungsräume Zürich und Luzern weit überdurchschnittlich.

Kanton Zug verteidigt den Spitzenrang, aber die Konkurrenz rückt näher

Kanton Zug verteidigt den Spitzenrang, aber die Konkurrenz rückt näher

Standortqualitätsindikator (SQI), synthetischer Index, CH = 0, 2016 und nach Neuberechnung der Teilindikatoren der Erreichbarkeit sowie der Steuerbelastung der juristischen Personen

Quelle: Credit Suisse

Unternehmenssteuerreform III: Der Steuervorteil Zugs schwindet

Am 12. Februar entscheiden die Schweizer Stimmberechtigten über die Unternehmenssteuerreform III. Mit dieser wird die privilegierte Besteuerung von Unternehmen, die ihre Erträge primär im Ausland erzielen, voraussichtlich abgeschafft. Um seine steuerliche Attraktivität trotz Wegfall dieser Steuerprivilegien zu erhalten, möchte der Kanton Zug seine bereits tiefen Gewinnsteuern von heute 14,6 Prozent auf rund 12 Prozent senken. Zug würde mit den tiefsten Unternehmenssteuern aller Kantone von Rang 6 an die Spitze rücken. Konkurrenzstandorte wie die Kantone Waadt, Basel-Stadt, Genf planen jedoch ebenfalls starke Steuersenkungen. Die kantonalen Steuersätze für Unternehmen nähern sich damit an. Der Vorsprung des Kantons Zug bei den Unternehmenssteuern schwindet.

Steuerreform: Zug bei einer Annahme auch bei den juristischen Personen top

Steuerreform: Zug bei einer Annahme auch bei den juristischen Personen top

Gesamtbelastung* durch Gewinn- und Kapitalsteuern (Bund, Kanton, Gemeinde), in % des Reingewinns, 2016 und nach kommunizierten Gewinnsteuersatzsenkungen

Quelle: TaxWare, Kantone, Credit Suisse

*Durchschnittliche Belastung vor Steuern für eine Kapitalgesellschaft mit einem Kapital von CHF 2 Mio. und einem Reingewinn zwischen CHF 80'000 und CHF 1'040'000.

Zug verteidigt Spitzenposition bei den Steuern für Privatpersonen

Die Steuerbelastung für natürliche Personen ist unabhängig vom Einkommensniveau im kantonalen Vergleich in Zug am attraktivsten. Vermögende Steuerzahler sind im Kanton deutlich übervertreten. Das durchschnittliche Reineinkommen pro Steuerpflichtigen im Kanton Zug wuchs von 2003 bis 2013 um gut 21 Prozent – deutlich stärker als der Schweizer Durchschnitt (+9 Prozent). Überdurchschnittlich entwickelten sich zudem die Steuererträge der natürlichen Personen. Auch für sehr vermögende Steuerpflichtige ist Zug attraktiv: Von den schweizweit 278'746 Vermögensmillionären (5 Prozent der Steuerpflichtigen) haben sich überdurchschnittlich viele im Kanton Zug angesiedelt (12 Prozent der Steuerpflichtigen). Nur im Kanton Schwyz ist dieser Wert leicht höher. Mit der zunehmenden Mobilität und der Trennung von Arbeits- und Wohnort wird die steuerliche Attraktivität für natürliche Personen wichtiger, besonders für mobile, wohlhabende Individuen. Der Kanton Zug ist für diesen Wettbewerb bestens positioniert.

Kaum strukturelle Risiken im Branchenportfolio

Zugs Beliebtheit als Standort für Hauptsitze und Dienstleistungsfirmen ist ungebrochen. Am stärksten wächst Zug-West, getrieben von der Spitzenindustrie. Die dominierende Branche des Kantons ist der Grosshandel, der jeden siebten Beschäftigten anstellt. Neben dem Rohstoffhandel ist der Handel mit Pharmaprodukten von grosser Bedeutung. Ebenfalls wichtig sind die äusserst wertschöpfungsstarken Lifesciences, die rund 8 Prozent der Beschäftigten ausmachen. In Zug sind diese Stellen mehrheitlich den Bereichen Pharma, Biotechnologie und Medtech zuzuordnen. Eine Betrachtung der Chancen und Risiken zeigt, dass die grösseren Branchen im Kanton Zug ein intaktes oder sogar hohes Wachstumspotenzial aufweisen. Am höchsten eingeschätzt wird das Potenzial für Informatikdienste. Zu den Branchen mit einem Überhang von Risiken zählen der Detailhandel und die Gastronomie.

Impulse aus dem Crypto Valley

In der Stadt Zug haben sich zahlreiche Fintech-Unternehmen niedergelassen, die sich auf Verschlüsselungstechnik spezialisieren, auf sogenannte kryptische Verfahren. Zug wird darum – in Anlehnung an den Begriff Silicon Valley – auch als Crypto Valley bezeichnet. Die Dichte an Informatikdienstleistern im Kanton Zug ist schweizweit am grössten, wenn man diese am Beschäftigtenanteil misst: 3,9 Prozent der Zuger Beschäftigten arbeiten bei einem IT-Dienstleister – schweizweit sind es 2,0 Prozent. Mittlerweile nimmt Zug eine Vorreiterrolle bezüglich digitaler Währungen und Verschlüsselungstechnik ein. Dass Zug für diese Firmen ein geeigneter Standort ist, liegt einerseits an der steuerlichen Attraktivität des Kantons. Anderseits gilt Zug als einer der innovativsten Standorte der Schweiz, liegt nahe am Finanzzentrum Zürich und bietet eine ausgezeichnete Infrastruktur und Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften.

Zug profitiert von wertschöpfungsstarker Unternehmenslandschaft

Zug profitiert von wertschöpfungsstarker Unternehmenslandschaft

Bruttoinlandprodukt pro Beschäftigten, in 1000 CHF, 2014

Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Finanzielle Wohnattraktivität: Tiefe Abgaben, hohe Preise

Ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Wohnorts ist dessen finanzielle Attraktivität. Konkret: Wie viel bleibt nach Abzug aller Kosten, etwa für Wohnen, Steuern, Krankenkasse und Pendeln, vom Einkommen übrig? Für einen breit definierten Mittelstand liegt das frei verfügbare Einkommen im Kanton Zug knapp über dem Schweizer Durchschnitt. Zug belegt damit im RDI-Indikator (Regional Disposable Income) der Credit Suisse allerdings nur den 19. Rang unter den Kantonen. Zwar sind die obligatorischen Abgaben in keinem Kanton tiefer als in Zug, insgesamt ist das Leben aber teuer. Dies liegt vor allem an den hohen Immobilienpreisen. Kantonsweit am günstigsten lebt es sich in der Gemeinde Menzingen, am teuersten sind Walchwil und die Stadt Zug, wo die Wohnkosten gut 60 Prozent höher sind. Der Kanton Zug ist insgesamt ein attraktiver Wohnort, wie das rasante Bevölkerungswachstum zeigt. Seit einigen Jahren ziehen zudem wieder mehr Menschen aus anderen Kantonen nach Zug als umgekehrt.

Kantonsfinanzen: Wachsende Spannungen

Seit 2013 schreibt der Kanton Zug rote Zahlen. Jährlich wendet er rund 100 Millionen Franken mehr auf, als er einnimmt. Das aktuell stattliche Eigenkapital von rund 900 Millionen schmilzt, falls keine Massnahmen ergriffen werden, bis 2020 auf 200 Millionen. Stagnierende Steuereinnahmen, steigende Zahlungen in den nationalen Finanzausgleich und hohe Investitionen belasten das Budget. Ein Sparprogramm scheiterte am Referendum. Auch Zug wird den Zielkonflikt zwischen tiefer Steuerlast und hohem Leistungsniveau neu aushandeln müssen. Trotz der düsteren Wolken ist die Situation des Zuger Finanzhaushalts noch nicht dramatisch. Der Kanton ist kaum verschuldet. Wenn man das Finanzvermögen berücksichtigt, verfügt er sogar über ein ansehnliches Nettovermögen. Er hat also Reserven aufgebaut, von denen er in den kommenden, wohl magereren Jahren zehren kann. Dank der hohen Standortattraktivität ist der Kanton zudem gut positioniert im internationalen und interkantonalen Wettbewerb um Steuersubstrat von Unternehmen wie Privatpersonen.