Messen, was zählt. Impact Investing und sozialer Wandel.
Impact Investing darf nicht nur wissenschaftliche Ziele erfüllen, sondern muss auch am Einfluss auf die Gesellschaft gemessen werden. Dies die Meinung von Jasjit Singh, Academic Director der INSEAD Social Impact Initiative.
Wie kann Impact Investing einen Multiplikatoreffekt haben?
Im Bildungssektor gibt es Raum für wirkungsvolle Massnahmen, wenn eine Geschäftslösung allein nicht ausreicht. Nehmen wir zum Beispiel die Finanzierung qualitativ hochwertiger Vorschulprogramme für gefährdete Kinder in benachteiligten Stadtvierteln in den USA. Wir wissen, das es enorm schwierig ist, Geld für derartige Anliegen aufzubringen. Gleichzeitig ist uns aber auch bewusst, dass die Gesellschaft von jedem investierten Dollar profitiert, beispielsweise in Form von sinkender Kriminalität.
Der Multiplikatoreffekt des Impact Investing ergibt sich aus der Tatsache, dass es sich nicht um eine einmalige Zahlung handelt, sondern dass das Geld das Fundament für etwas wesentlich Grösseres bildet. Egal, ob jeder investierte Dollar aufgrund eines nachhaltigen Geschäftsmodells eine Rendite von 10 Dollar erwirtschaftet, oder ob jeder Dollar effektiv 10 Dollar Wert für die Gesellschaft generiert: Beide Aspekte sind äusserst wichtig. Beide lösen Probleme im Bildungsbereich.
Wie können wir uns ein besseres Bild von diesem Multiplikatoreffekt machen?
Es herrscht immer noch Konfusion in Bezug auf das Verhältnis des Outputs (Zahl gebauter Schulen, teilnehmende Kinder usw.) zu den Ergebnissen (was Kinder tatsächlich lernen). Man kann in Schulen im ländlichen Nepal investieren, aber führt dies für die Kinder und die Gemeinschaft tatsächlich zu Ergebnissen? Die Schlussfolgerung von Ergebnissen auf Auswirkungen ist ein weiterer Schritt. Lernen die Kinder etwas, weil wir etwas tun, oder vielleicht eher, weil sich etwas anderes in ihrer Umgebung verbessert? Wir müssen diese Verbindung verstärken.
Glauben Sie, dass Anleger allmählich anders über Impact Investing denken?
In Zukunft wird es drei Messgrössen für die Rendite des investierten Kapitals geben: Risiko, finanzielle Rendite und Wirkung. Anleger werden sich dahingehend unterscheiden, inwiefern sie willens sind, höhere Risiken oder geringere Renditen zugunsten einer grösseren Wirkung in Kauf zu nehmen. Tatsächlich werden jedoch alle Anleger – manche mehr, manche weniger – Wert auf Impact legen. Je mehr wir Transaktionen – also die Tätigung einer Anlage zur Schaffung von Wirkung – möglich machen, desto mehr wird der Markt wachsen.
Wie sehen Sie die Zukunft von Impact Investing?
In zehn Jahren wird die Welt völlig anders aussehen. Wer diese Tatsache nicht ernst nimmt, wird verlieren. Selbst wenn Sie nicht persönlich an Impact Investing interessiert sind, werden Sie in Bezug auf das Geschäftliche verlieren. Ich wurde eingeladen, einen Workshop zum Thema Impact Investing mit Ultra High Net Worth Individuals der nächsten Generation in Asien zu leiten. Im Publikum sassen 25 bis 30 Jahre alte Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sagten: «Ich möchte meine Familie in die richtige Richtung lenken, nicht nur mit Blick auf das Geschäftliche, sondern auch mit Blick darauf, wie sich unsere Anlagen auf die Welt auswirken.» Interessanterweise stehen sie nicht nur vor der Herausforderung, herauszufinden, was Impact Investing ist, sondern auch, wie sie ihre Familien davon überzeugen sollen. Mich überrascht, wie aktiv und motiviert diese Generation ist.
Der Grossteil der Vermögen befindet sich sicherlich in ihren Händen. Das ist der Grund, warum ich der Meinung bin, dass enorme Geldbeträge künftig ganz anders angelegt werden als heutzutage.