Global Economic Monitor Q3: Straffung durch die Fed, Stabilisierung in China
Die Weltwirtschaft steht wohl an einem wichtigen Scheideweg: Die robuste Verfassung der US-Konjunktur deutet darauf hin, dass die Federal Reserve (Fed) wahrscheinlich eine Straffung der Geldpolitik einleiten wird. Gleichzeitig führen die schwachen Daten aus China erneut zu Bedenken hinsichtlich des globalen Wirtschaftswachstums, insbesondere angesichts der Auswirkungen auf verschiedene enge Handelspartner.
Der Aufschwung der US-Konjunktur gewinnt an Dynamik, da Zuwächse auf dem Arbeitsmarkt zu einer Verbesserung der Konsumentenstimmung und einer Erhöhung der Konsumausgaben führen (siehe Abb. 1). Angesichts des noch niedrigen Zinsniveaus, günstiger Kreditkonditionen und niedriger Energiepreise gehen wir davon aus, dass dieser Trend anhalten wird. Darüber hinaus haben sich die Investitionen in den Wohnbau wieder erholt, und auch der Spielraum für weitere Verbesserungen scheint erheblich zu sein: Zwar ist der Anteil an Neubauten noch sehr niedrig, jedoch sollte eine steigende Zahl von neu gegründeten Familien die Nachfrage erhöhen. Die Schwachstelle ist die Exportwirtschaft, die unter einem geringen Wachstum in den Schwellenländern und dem starken Dollar leidet.
Der US-Arbeitsmarkt hat sich erheblich verbessert, was letztendlich zu Lohndruck führen sollte
Quelle: Datastream, Credit Suisse
Stabilisierung in China erwartet
Während die Fed in Zukunft eine straffere Geldpolitik verfolgen dürfte, verfolgt China als zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt noch immer einen Kurs weiterer geldpolitischer Lockerung. Einige aktuelle Wirtschaftsdaten weisen auf eine erneute Abschwächung hin, wohingegen andere Datenpunkte stabiler ausfielen, insbesondere die Einzelhandelsumsätze. Wichtig ist auch, dass der Immobilienmarkt Anzeichen einer Stabilisierung erkennen lässt. Da in China jedoch der Übergang von investitions- und exportgestütztem Wachstum auf Binnennachfrage und eine Dienstleistungswirtschaft voranschreitet, während gleichzeitig eine konjunkturelle Verlangsamung stattfindet, sind weiterhin finanz- und geldpolitische Massnahmen erforderlich. Diese Massnahmen sollten zu einer Stabilisierung und letztendlich zu einem erneuten Anziehen der Wirtschaft führen.
Wirtschaft der Eurozone wächst weiter
Die Aussichten für die Erholung in der Eurozone sind weiterhin recht günstig, da sich die Binnennachfrage weiter erholt. Das Kreditwachstum beschleunigt sich weiter und die aufgestaute Nachfrage ist nach wie vor erheblich (siehe Abb. 2). Trotz der sich verbessernden Wachstumsaussichten gerät die Europäische Zentralbank (EZB) erneut unter Druck, da sich die Inflationsaussichten wieder abgeschwächt haben. Die EZB hat zudem Massnahmen angekündigt, die ihr im Prinzip die Möglichkeit geben werden, die quantitative Lockerung über den September 2016 hinaus fortzuführen. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass in Kürze eine offizielle Verlängerung angekündigt wird, die Wahrscheinlichkeit einer Verlängerung hat sich allerdings deutlich erhöht.
Kreditnachfrage in der Eurozone deutlich gestiegen
Quelle: Datastream, Credit Suisse
Schlechte Entwicklung in den meisten Schwellenländern
Anzeichen anhaltender Schwäche sind nicht nur in China, sondern auch in zahlreichen anderen Schwellenländern zu erkennen. Einige Länder leiden sehr unter den niedrigen Preisen und der schwachen Nachfrage nach Rohstoffen (insbesondere Russland und Brasilien), andere unter schwächerer Nachfrage nach Zwischenprodukten aus China. Viele Schwellenländer befinden sich ausserdem in einem ausgedehnten Prozess des Schuldenabbaus, da sich die übermässige Kreditschöpfung als nicht nachhaltig erwiesen hat. Schliesslich führte die Währungsschwäche in einigen Ländern zu einer hohen Inflation und nötigte die Zentralbanken zu einer deutlich restriktiveren Geldpolitik, die das Wachstum weiter schwächt.
Für eine eingehendere Einschätzung des globalen Wirtschaftsausblicks verweisen wir auf die Publikation «Global Economic Monitor Q3: Fed to Tighten, China to Stabilize» von Credit Suisse Research (nicht öffentlich verfügbar).