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Standortqualität 2019: Basel-Stadt vorerst neu an der Spitze, Waadt rückt um neun Ränge vor

Die Credit Suisse publiziert ihre jährliche Analyse zur Standortqualität der Kantone und Regionen

Erstmals in der Geschichte des Standortqualitätsindikators steht der Kanton Zug nicht auf dem Spitzenplatz. Neu führt der Kanton Basel-Stadt knapp das Kantonsranking an, da er bereits rückwirkend auf Anfang 2019 seine Unternehmenssteuern markant gesenkt hat. Der Kanton Waadt hat die Steuern für juristische Personen ebenfalls reduziert und rückt um neun Plätze auf Rang acht vor. Der fundamentale Umbau der Unternehmensbesteuerung hat aber erst begonnen. Der neuste Ausblick auf die Standortqualität im Jahr 2025 sieht Zug wieder an der Spitze, vor Basel-Stadt und Zürich. Der Kanton Genf macht zehn Positionen gut und belegt Rang vier.

Der Kanton Zug stand seit Beginn der Standortqualitätsanalyse 1997 unangefochten an der Spitze des Kantonsrankings. Im diesjährigen Ranking nimmt neu der Kanton Basel-Stadt den Spitzenplatz ein: Durch die deutliche Senkung der Gewinnsteuerbelastung auf 13,04 % rückwirkend per Anfang 2019 macht der Kanton gegenüber dem Vorjahr vier Ränge gut und weist heute die günstigste Kombination der Attraktivitätsfaktoren auf, dicht gefolgt von Zug und Zürich (vgl. Abb. 1). Klar überdurchschnittliche Resultate erreichen auch die Kantone Aargau, Nidwalden, Schwyz und Luzern. Der Kanton Waadt rückt dank der deutlichen Reduktion der Unternehmenssteuern (Gewinnsteuerbelastung neu 13,79 %) von Rang 17 auf Rang acht vor. Damit führt die Waadt das Mittelfeld von diversen Agglomerationskantonen sowie dem Stadtkanton Genf an. Die peripheren Kantone Jura und Wallis verfügen aufgrund ihrer anspruchsvollen Topografie über die geringste Standortqualität. Im Vergleich zum Vorjahr gab es verschiedene kleinere Rangverschiebungen: Unter anderem verlieren die Kantone Obwalden und Appenzell Innerrhoden je zwei Ränge, der Kanton Bern rückt um einen Rang vor.

Regionale Sicht: Erhebliche Unterschiede innerhalb von Kantonen
Die Betrachtung auf Kantonsebene greift in grösseren, heterogenen Kantonen – etwa Bern, Waadt, Tessin oder Graubünden – zu kurz. Deshalb haben die Ökonomen der Credit Suisse die Standortqualität zusätzlich auf Ebene der 110 Wirtschaftsregionen analysiert. Wirtschaftliche Ballungszentren wie Zürich, Zug, Basel, Baden, Luzern oder Bern sowie deren Agglomerationen zählen zu den attraktivsten Regionen für Unternehmen. Dies nicht zuletzt aufgrund ihrer verkehrstechnischen Erreichbarkeit. Die Region Basel-Stadt liegt nun auf dem dritten Rang – eine Verbesserung um 13 Ränge. Mit Platzierungsverbesserungen von 12 bis 30 Rängen konnten sich die Regionen des Kantons Waadt noch deutlicher verbessern: Nyon (Rang 13), aber auch Lausanne und Morges/Rolle (Rang 20 bzw. 24) erreichen Platzierungen im vorderen Viertel und heben sich damit deutlich von anderen Standorten in der Romandie ab. Im Tessin bieten die Regionen Lugano und vor allem Mendrisio eine höhere Standortqualität als ihre Nachbarregionen. Der Alpen- und Jurabogen ist aus Sicht der Unternehmen weniger attraktiv, bedingt durch seine Topografie und den beträchtlichen Reisezeiten in die Wirtschaftszentren.

Standortqualität 2025: Zug dürfte Basel-Stadt wieder an der Spitze ablösen
Der fundamentale Umbau der Unternehmensbesteuerung hat begonnen. Die privilegierte Besteuerung von Statusgesellschaften wird 2020 abgeschafft. Innerhalb der gesetzten Leitplanken können die Kantone das für sie optimale Gesamtpaket aus ordentlichen Unternehmenssteuersätzen sowie massgeschneiderten steuerpolitischen Massnahmen (unter anderem Patentbox, zusätzlicher Abzug bei Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, Zinsabzug auf Eigenkapital) schnüren. Trotz der neu eingeführten Steuerprivilegien werden die Möglichkeiten, die Bemessungsgrundlage zu verringern, letztlich kleiner. Um im Steuerwettbewerb attraktiv zu bleiben und die Abwanderung der wirtschaftlich bedeutenden Statusgesellschaften zu verhindern, plant die Mehrheit der Kantone eine Reduktion der ordentlichen Unternehmenssteuersätze. Einzelne Kantone, wie Waadt und Basel-Stadt, haben ihre Steuersätze bereits per Anfang 2019 deutlich gesenkt. In anderen Kantonen müssen die Steuerstrategien von den Bürgern noch genehmigt werden.

Basierend auf den von den Kantonsregierungen beabsichtigten Anpassungen bei der Unternehmensbesteuerung, die in vielen Fällen schrittweise bis etwa 2025 implementiert würden, haben die Ökonomen der Credit Suisse im November 2018 und im April 2019 eine Prognose zur Standortqualität im Jahre 2025 erstellt. Dafür haben sie den Standortqualitäts-Teilindikator «steuerliche Attraktivität für juristische Personen» neu berechnet. Dieser misst die Belastung mit ordentlichen Gewinn- und Kapitalsteuern, nicht aber die geplante Ausgestaltung der neuen Steuerinstrumente. Berücksichtigt wurden auch Veränderungen der Erreichbarkeitsindikatoren infolge der Fertigstellung der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) bis 2020. Die anderen Standortfaktoren wie die Steuerbelastung der natürlichen Personen sowie die Verfügbarkeit von Hochqualifizierten und Fachkräften bleiben unverändert. Da es inzwischen in einigen Kantonen nochmals Änderungen bei den geplanten Steuerstrategien gab, haben die Ökonomen das hypothetische Ranking aktualisiert.

Der neuste Ausblick auf die Standortqualität im Jahr 2025 sieht Zug wieder an der Spitze: Mit der dort geplanten Senkung der Gewinnsteuerbelastung auf rund 12 % könnte er Basel-Stadt wieder auf den zweiten Rang verdrängen. Mit der vom Stimmvolk bereits bestätigten Reduktion der Gewinnsteuerbelastung auf 18,19 % bleibt der Kanton Zürich auf dem dritten Rang. Auf den Rängen vier und fünf kämen nach aktueller Information die Kantone Genf und Basel-Landschaft zu liegen (geplante Gewinnsteuerbelastung 13,99 % bzw. 13,45 %) – gegenüber 2019 eine Verbesserung um ganze zehn bzw. sechs Ränge. Der Aargau, der 2018 noch auf dem dritten Rang lag, würde wegen des Verzichts auf eine Reduktion des ordentlichen Gewinnsteuersatzes voraussichtlich auf Rang sechs zurückfallen.

Senkungen der Unternehmenssteuern haben positiven Einfluss auf Standortqualität
Grundsätzlich erhöhen die geplanten Senkungen der Unternehmenssteuern die Standortqualität. Auch international findet der Steuerwettbewerb zunehmend über tiefere ordentliche Steuersätze statt. Die Schweiz ist in diesem globalen Standortwettbewerb gut aufgestellt: Neben tiefen Unternehmenssteuern bieten Schweizer Standorte eine hohe politische Stabilität, qualitativ hochstehende Infrastrukturen und Bildungsinstitutionen, Arbeitsfrieden sowie gesunde öffentliche Finanzen. Aufgrund der relativen Betrachtung der Standortqualität können Kantone trotz Entlastungen dennoch Ränge im Standortqualitätsindikator verlieren. Die heutigen Spitzenreiter bei den Unternehmenssteuern werden ihres relativen Vorteils zumindest teilweise beraubt, weil die Unterschiede insgesamt geringer werden und sich einige Kantone in Zukunft steuerlich gar noch attraktiver positionieren möchten. Mit Ausnahme von Zug, sinkt der Indikatorwert für alle Zentralschweizer und die beiden Appenzeller Kantone. Den stärksten Rangverlust – ganze vier Plätze – würden hier die Kantone Appenzell Ausserrhoden und Obwalden erleiden. Nachdem die Berner Stimmbevölkerung im November 2018 die Steuergesetzrevision abgelehnt hat, würde der Kanton im Steuerranking zukünftig die rote Laterne übernehmen und damit im Standortqualitätsranking um fünf Plätze auf Rang 23 zurückfallen. Am Ende der Rangliste käme es nach Jahren der Stabilität zu folgender Änderung: Mit einem Gewinnsteuersatz von 15 % würde der Kanton Jura neu das Wallis auf den Schlussrang verweisen.

Der Standortqualitätsindikator der Credit Suisse
Das langfristige Wirtschaftspotenzial der Schweizer Kantone wird insbesondere durch die Rahmenbedingungen für Unternehmen geprägt. Der intensive Standortwettbewerb zwingt die Schweizer Kantone und Regionen, ihre Attraktivität permanent zu optimieren. Die Ökonomen der Credit Suisse bieten seit 1997 quantitative Analysen der Standortqualität der Schweizer Kantone und Regionen an. Der jährliche Standortqualitätsindikator (SQI) wurde entwickelt, um die Attraktivität der Schweizer Regionen und Kantone aus Unternehmersicht zu messen. Der SQI gilt als Wegweiser für Unternehmen und Unternehmer, die verschiedene Standorte evaluieren. Zudem dient er als Benchmarking-Instrument für die Optimierung der kantonalen und auch regionalen Standortpolitik. Der Indikator stellt die Attraktivität eines Gebiets in Form eines relativen Index dar und basiert auf den folgenden sieben quantitativen Teilindikatoren: Steuerbelastung der natürlichen und juristischen Personen, Verfügbarkeit von Hochqualifizierten und Fachkräften sowie Erreichbarkeit der Bevölkerung, der Beschäftigten und von Flughäfen.


Die Studie «Standortqualität: Basel-Stadt übernimmt vorerst den Spitzenplatz» finden Sie im Internet auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch unter: www.credit-suisse.com/standortqualitaet