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Kantonaler Steuerwettbewerb: Keine Abschwächung in Sicht

Credit Suisse veröffentlicht Studie zur Steuerbelastung in den Schweizer Kantonen

Der Steuerwettbewerb der Kantone wird nach wie vor intensiv geführt. Daran haben auch die Unsicherheiten über Steuererträge aufgrund der internationalen Finanzkrise sowie der Gewinnausschüttungen durch die Schweizerische Nationalbank nichts geändert. Die von den Ökonomen der Credit Suisse berechneten Indikatoren zum Vergleich der kantonalen Steuerbelastung zeigen das Bild einer zweigeteilten Schweiz. In der Deutschschweiz herrscht ein intensiver Wettbewerb und die Steuerbelastung ist tendenziell tiefer. In der Westschweiz sind die Fiskalabgaben höher, eine Trendwende zu mehr Konkurrenz ist aber erkennbar. Für Privatpersonen und für Unternehmen sind die Zentralschweizer Kantone steuerlich nach wie vor am attraktivsten.

In ihrer neuesten Studie vergleichen die Ökonomen der Credit Suisse die aktuelle Steuerbelastung in den Schweizer Kantonen. Die Betrachtung der wichtigsten steuerlichen Massnahmen der einzelnen Kantone bestätigt, dass Steuersenkungen politisch weiterhin gewollt sind. Die Analyse der Rechnungsabschlüsse der Kantone sowie ihrer Schuldensituation zeigt ausserdem, dass auf Kantonsebene auch zukünftig genügend Spielraum für Steuersenkungen besteht.

Zentralschweiz für natürliche und juristische Personen am attraktivsten
Bezüglich der steuerlichen Attraktivität stehen die Zentralschweizer Kantone landesweit weiterhin an der Spitze. Dies zeigt ein von den Ökonomen der Credit Suisse berechneter, breit abgestützter Index für die Steuerbelastung von natürlichen und juristischen Personen im Jahr 2011. Die Zentralschweizer Kantone Zug, Schwyz, Nidwalden und Obwalden führen die Rangliste der steuerlich attraktivsten Kantone für natürliche Personen an. Die hinteren Positionen belegen Jura und Neuenburg. Auch bei der Unternehmensbesteuerung sind es vornehmlich kleinere Kantone, die den Steuerwettbewerb antreiben. Aufgrund seiner Steuersenkung im Bereich der Gewinnsteuer und seiner Quasi-Abschaffung der Kapitalsteuer im Jahr 2011 führt der Kanton Nidwalden neu die Rangliste der tiefsten Unternehmensbesteuerung an, gefolgt von den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Obwalden. Die beiden Stadtkantone Basel-Stadt und Genf weisen die höchsten Steuerabgaben für Unternehmen auf.

TAX-I: ein Indikator für die individuelle Steuerbelastung
Mit dem erstmals veröffentlichten Tax Independence Day (TAX-I) führen die Ökonomen der Credit Suisse einen Indikator zur kantonalen Vergleichbarkeit der individuellen Steuerbelastung ein. Der TAX-I misst die Steuerbelastung in Tagen ab Neujahr und gibt Auskunft darüber, wie lange Privatpersonen in den Schweizer Kantonen für das Bezahlen der Steuerrechnung arbeiten müssen. Die Berechnung erfolgt anhand von drei Modellhaushalten – «Studienabgänger», «Doppelverdiener» und «Familie» – und umfasst die Einkommenssteuern (Bund, Kanton, Gemeinde), die Vermögenssteuern und die obligatorischen Sozialabgaben.

Der TAX-I bezeichnet den Tag, an dem ein Steuerzahler das Geld zum Bezahlen seiner Steuern verdient hat. Während zum Beispiel der Modellhaushalt «Familie» im Kanton Zug bereits am 11. Februar seine Steuern für das gesamte Jahr verdient hat, muss der Modelltyp «Doppelverdiener» im Kanton Neuenburg dafür bis am 3. Mai arbeiten. Für alle Haushaltstypen belegen Zug, Schwyz und Nidwalden jeweils in gleichbleibender Reihenfolge die Spitzenränge, während Jura und Neuenburg die Schlusslichter bilden. Für die Westschweizer Kantone tritt der TAX-I mehrheitlich später ein als für die Deutschschweiz. Der Kanton Tessin landet im Mittelfeld.

Kantonale Rechnungsabschlüsse zeigen Potenzial für Steuersenkungen
Bei der Fiskalpolitik verfolgen öffentliche Körperschaften zwei gegensätzliche Ziele: Einerseits sind Steuern die Haupteinnahmequelle, andererseits stellt die Steuerbelastung einen der zentralen Faktoren der Standortqualität dar. Die Staatsrechnungen von Bund und der überwiegenden Mehrheit der Kantone sind in der Balance: 19 von 26 Kantonen weisen für 2011 schwarze Zahlen auf. Die Schuldenlast präsentiert sich hierzulande nirgends bedrohlich. Die finanziellen Grundlagen sind damit vielerorts gegeben, um weiter in die steuerliche Attraktivität zu investieren. Gemäss Einschätzung der Ökonomen der Credit Suisse werden die Kantone ihren steuerpolitischen Handlungsspielraum weiterhin ausschöpfen und die Steuerbelastung je nach Möglichkeit und politischem Willen weiter senken.

Westschweiz entdeckt den Steuerwettbewerb
Ein Blick auf die jüngsten Massnahmen der Kantone bestätigt, dass Steuersenkungen weiterhin im Trend liegen und Steuererhöhungen politisch schwer durchsetzbar sind. Das Beispiel des Kantons Luzern, der als erster grösserer Kanton eine Tiefsteuerstrategie bei der Unternehmenssteuer einführt, zeigt eindrücklich die weiterhin gängige Stossrichtung an. Bisher wurde der Steuerwettbewerb fast ausschliesslich zwischen den Kantonen der Deutschschweiz ausgetragen. In der jüngsten Vergangenheit haben jedoch auch Westschweizer Kantone namhafte Steuersenkungen beschlossen: Der Kanton Neuenburg senkt seinen Gewinnsteuersatz bis 2016 schrittweise auf 5%. Auch die Kantone Jura und Freiburg waren aktiv und haben ihre Unternehmenssteuern gesenkt. Steuererhöhungen wurden einzig im Kanton St. Gallen beschlossen.

International gewinnt die Schweiz weiter an Attraktivität
Eine Abkehr vom fiskalischen Reformeifer wird erst eintreten, falls die Staatsfinanzen sowie die weit verbreiteten Schuldenbremsen eines Tages weitere Massnahmen verunmöglichen. Eventualverpflichtungen erscheinen momentan als einziges Risikoszenario – etwa Rettungsmassnahmen für Kantonalbanken mit Staatsgarantie oder kantonale Pensionskassen. Aus heutiger Sicht wird die Intensität des Steuerwettbewerbs daher kaum abnehmen. Weiterhin haben die Kantone die Möglichkeit, ihre Standortqualität mittels steuerlicher Entlastungsmassnahmen zu verbessern. Damit steht die Schweiz international einzigartig da: Vielerorts zeichnen sich Steuererhöhungen und der Abbau staatlicher Leistungen ab. Das für den Steuerzahler ausschlaggebende Verhältnis von Leistungen und Abgaben wird sich in den schuldengeplagten Ländern verschlechtern, während die Schweiz in relativer Betrachtung weiter an Attraktivität gewinnt.